Sonne, Sonne, leichter Wind. Suzi und Ai hatten heute einen Tag Pause. Die heutigen Fortbewegungsmittel waren unsere Füße, die Métro und ein Boot. Auf der Tagesordnung standen ein Gefängnisbesuch, Baden am Strand und Essen à la „Anton Ego“, wie es der Herr nennt. Gefahrene Kilometer: 0 km.
Doch zuallererst: Es ist passiert!
Die erste Verletzung ist zu vermelden. Martin hat gestern Abend beim Laufen eine Treppenstufe nicht richtig erwischt und sich den Zehennagel umgebogen, weswegen er den Rest des Abends von Zeit zu Zeit humpelte. Das Foto ist 12 Stunden später aufgenommen worden, da sah das Ganze auch gleich wieder besser aus. Insofern war das Marschieren heute kaum mehr ein Problem, jedenfalls theoretisch.
Die Métro in Marseille ist eigentlich wie jede Andere auf der Welt, oder nicht? Das Ticket wird gekauft, eine Schranke am Eintritt passiert und zum richtigen Gleis gelaufen. Soweit so gut. Warten auf den Zug. Als der endlich kommt, klappt beim Herrn die Kinnlade runter. Er stupst die Dame an und gibt zu Bedenken: „Die Züge sind hier gar keine richtigen Züge.“ Die Dame blickt zum vermeintlichen Zug hinüber, erkennt erst mal nichts Ungewöhnliches und fragt verwirrt: „Wieso?“. Der Herr klärt auf – ihr aber dürft auf dem Bild selber mal schauen. Wenn wir wieder zu Hause sind fragen wir ab, ob ihr erkennt was an dem Zug falsch ist.
Am Alten Hafen angekommen sehen wir noch den Fischmarkt von Marseille. Um das stereotype Bild zu vervollständigen steht da gerade in dem Moment auch noch ein wartender Franzose – natürlich mit Baguettes unterm Arm. Wir sind leider etwas spät dran und kaufen uns schnell Boottickets für die Inselgruppe „Frioul“ und unser Frühstück (kein Fisch, „Pain au Chocolat“ und Café au lait), dann geht es auch schon los. Die erste Station mit dem „Po“ ist das „Château d’If“ – ein alte Festung auf einer Insel, die schon im 16. Jh. zu einem Gefängnis umfunktioniert wurde. Jeder von euch hat bestimmt schon davon gehört: dort spielen „Der Graf von Monte Christo“ und „Der Mann mit der eisernen Maske“. Danach geht es weiter zur „Ile de Ratonneau“ auf der die nahezu unberührte Natur zu genießen ist und ein relativ einsamer Strand liegt. Vom Mittelmeer abgekühlt geht’s zurück nach Marseille.
Nach so einem langen Tag knurrt der Magen. Laut Tripadvisor gibt es vier deutsche Restaurants in Marseille. Aber der Herr und die Dame wollen unbedingt die hervorragende französische Küche weiter erkunden. Für der Herrn sollte dieser Restaurantbesuch zu einer Offenbarung werden. Sein Essensplan war eigentlich simpel: „Heute nehme ich nur einen Hauptgang.“ (In Frankreich üblich ist ein Drei-Gänge-Menü). Im Restaurant empfängt uns die Inhaberfamilie sehr herzlich und präsentiert die Karte – eine handbeschriebene Tafel. Die Dame will heute das volle Programm: Pastis (lokaler Schnaps) als Aperitif, Wein, Salat zur Vorspeise und Hauptgang, aber Dessert muss eigentlich auch für sie nicht sein. Doch der Hauptgang ist derart köstlich, lecker und zum „reinlegen“, dass beide ein Dessert nehmen müssen. Ja, MÜSSEN. Die Dame erinnert an Ratatouille und den Restaurantkritiker Anton Ego. Die Situation gerade ist wie am Ende des Films, als Ego vom Kellner gefragt wird, ob man ihn noch zu einem Dessert überreden könne. Bei so einem einzigartigen Hauptgang möchte man einfach noch wissen, was der Koch für eine Nachspeise zaubert. Der Herr nicht zustimmend: „Jetzt verstehe ich die Szene auch gleich ganz anders. Das ist wie eine Kür.“
Ah und merke: Wenn du dir Tintenfisch bestellst und um ihn herum schwarze Sauce serviert wird, ist die natürlich mit Tintenfisch-Tinte gefärbt. Soweit so gut. Nur färbt das auch die Zunge schwarz.